Menschen im Bergbau – Die Geschichte des deutschen Steinkohlenbergbaus nach 1945 als Oral History

Bergbaugeschichte hat viele Aspekte: Sie ist Teil der Sozial-, Wirtschafts- und Technikgeschichte, aber man kann sich ihr auch wissens-, geschlechter-, raum- oder umweltgeschichtlich nähern. Viele dieser Themen sind durch die historische Forschung eingehend untersucht worden. Welche Rolle spielt dabei aber die Erfahrungsperspektive der Beteiligten? Das Ende des aktiven Steinkohlenbergbaus in Deutschland im Jahr 2018 gibt Anlass, nach den Erinnerungen und Deutungen derjenigen zu fragen, deren Lebenswelt über Jahrzehnte von der Bergbauindustrie geprägt wurde. Vom Wiederaufbau nach 1945 bis zur allmählichen Schrumpfung ihrer Industrie waren die Bergleute einem vielfältigen Wandel unterworfen, sowohl mit Blick auf die Welt der Arbeitsverhältnisse unter Tage als auch in Hinsicht auf die Veränderungen der (übertägigen) Alltagskultur – sei es durch die Entfaltung neuer Jugendkulturen, veränderte Konsumpraktiken oder ganz allgemein durch einen Wandel des gesellschaftlichen Wertekanons.

Das Projekt „Menschen im Bergbau“ widmet sich den Erinnerungserzählungen früherer Bergleute und ihrer Angehörigen in den Steinkohlenregionen der alten Bundesrepublik. Ausgehend von den Ergebnissen des Vorgängerprojektes „Digitaler Gedächtnisspeicher – Menschen im Bergbau“, bei dem im Ruhrgebiet, im Saarland, im Aachener Revier sowie in Ibbenbüren knapp 90 lebensgeschichtliche Interviews geführt wurden, geht es nun darum, die gesammelten Quellen inhaltlich auszuwerten und in einen weiteren historiographischen Zusammenhang einzubetten. Im ersten Teilprojekt wird eine Monographie erarbeitet, die den Wandel des Steinkohlenbergbaus als Erfahrungs- und Erinnerungsgeschichte beschreiben wird. Das zweite Teilprojekt widmet sich der Rolle von Oral History und Konzepten von Zeitzeugenschaft im Kontext der Industriekultur. Zudem sollen, drittens, die Interviews didaktisch aufbereitet werden, so dass sie für den Schulunterricht und andere Bildungsangebote genutzt werden können. Dabei wird nicht zuletzt die Internetpräsenz des Projekts www.menschen-im-bergbau.de als digitale Plattform eine Rolle spielen.

Im Rahmen des Projektes kooperiert die Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets mit dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum sowie mit dem Lehrstuhl für Didaktik der Geschichte der Ruhr-Universität.
 
Kontakt:
Dr. Stefan Moitra
Katarzyna Nogueira, M.A.


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