uni-protokolle, 26.03.2007

"Das Spiel mit dem Fußball" : Wissenschaftler der RUB geben Sammelband heraus

26.03.2007 - (idw) Ruhr-Universität Bochum


Fußball aus politischer, kultureller und wirtschaftlicher Sicht

Spätestens seit der Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land ist Fußball für viele mehr als nur die "schönste Nebensache der Welt". Nicht nur wahre Fußballfans zeigten sich von der WM-Euphorie begeistert, auch Vertreter aus nicht-sportlichen Bereichen wie Politik oder Wirtschaft entdecken im Fußball immer häufiger eine Plattform für ihre Interessen, wenn sie ein großes Publikum erreichen wollen. "Das Spiel mit dem Fußball. Interessen, Projektionen und Vereinnahmungen" heißt das jetzt erschienene Buch, das Jürgen Mittag, Geschäftsführer des Instituts für Soziale Bewegungen der Ruhr-Uni Bochum und Jörg-Uwe Nieland (Fakultät für Sozialwissenschaft der RUB) herausgegeben haben. Auf 592 Seiten analysieren Autoren den Stellenwert der Fußballs in fünf Problemfeldern (Geschichte, Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien) und suchen Antworten auf die Frage, ob Fußball bereits zum Spielball fremder Interessen geworden ist.

Fußball als Kultur- und Werbeobjekt

Die Herausgeber Jürgen Mittag und Jörg-Uwe Nieland haben für ihr Buch 41 Autoren aus verschiedenen Bereichen gewonnen: Zum Kreis gehören neben vier Wissenschaftlern der Ruhr-Uni Professoren und Doktoranden nationaler und internationaler Hochschulen wie München, London, Michigan und Wien. Hinzu kommen Beiträge von Journalisten und Wirtschaftsvertretern. Entgegen der Tradition, Fußball als reines Spiel zu sehen, betrachten sie den Fußball einmal aus fünf anderen als der sportlichen Perspektive: Historisch, wirtschaftlich, kulturell, politisch und medial. In ihren insgesamt 33 Beiträgen beleuchten sie unter anderem die Entwicklung des Fußballs von 1919 bis heute, darunter die Fußball-Berichterstattung im nationalsozialistischen Deutschland und in der DDR. Bei dem Thema "Fußball als Wirtschaftsfaktor" geht es um die Rolle der Sponsoren, um Werbekampagnen zur WM 2006 und um Sportwetten. Im Aufsatz "Was zählt is auf'm Platz" vergleicht Holger Beßlich das Stadion mit einem Theater und analysiert den Fußball als ästhetisches Objekt, das kulturellen Wert besitzt.

"Weltmeisterangebote" sind allgegenwärtig

Unter der Kapitelüberschrift "Fußball als Spielball der Politik?" finden sich Beiträge zur Rolle des Weltfußballverbandes FIFA und zum Deutschen Fußballbund (DFB) als eigenen Interessenverband. Die Imagegestaltung von Bundesligavereinen und Spielern in Presse und Fernsehen, die nach den Autoren Ballensiefen und Nieland bereits in einer "Talkshowisierung des Fußballs" gipfelt, ist unter anderem Thema des Kapitels "Fußball als Medienevent?". Insgesamt bietet der Sammelband eine Fülle an Beiträgen zur Situation des Fußballs in Deutschland, aber auch in Afrika, Südamerika und Österreich. Fußball ist allgegenwärtig - das macht auch Markus Stauff in seinem Text "Die Grenzen des Spiels" eindrucksvoll deutlich: "Kürbisse auf Marktständen werden zu Fußbällen, der Hauseingang wird zum frenetisch bejubelten ,Tor' (so in einem Fernsehspot der LBS) und ein Baumarkt preist seine ,Weltmeisterangebote' mit dem Slogan ,Obi ist das schön'."

Titelaufnahme

Mittag, Jürgen; Nieland, Jörg-Uwe (Hrsg.): Das Spiel mit dem Fußball. Interessen, Projektionen und Vereinnahmungen. Essen, Klartext-Verlag 2007, 592 Seiten, 27,90 Euro. ISBN: 3-89861-635-5.

Weitere Informationen

Jürgen Mittag, Institut für Soziale Bewegungen (ISB) der RUB, Clemensstr. 17-19, 44789 Bochum, Tel.: 0234/32-26920, E-Mail: juergen.mittag@rub.de, im Internet unter:
http://www.ruhr-uni-bochum.de/iga/isb/frameset_isb.htm Jörg-Uwe Nieland, Fakultät für Sozialwissenschaft der RUB, Sektion Politikwissenschaft, Tel.: 0234/32-25417, E-Mail: joerg-uwe.nieland@gmx.net
Weitere Informationen:
http://www.ruhr-uni-bochum.de/iga/isb/frameset_isb.htm


zit. nach:
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