onruhr, 25.11.2006

Ruhr-Bibliothek ist ein Aushängeschild

„Das sozial und soziokulturell benachteiligte Ruhrgebiet braucht eine bessere Stiftungskultur,“ mahnte gestern in Bochum Wilhelm Beermann.

Beermann, Kuratoriumsvorsitzender der „Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets“ in Bochum, äußerte sich anlässlich des 8. Stiftungsfestes kritisch zum Umgang mit Stiftungen: „Es darf nicht sein, dass sie als Lückenfüller für eigentlich staatliche Aufgaben missbraucht werden.“ Besonders den Mittelstand im Ruhrgebiet forderte er auf, sich wohlwollender mit Stiftungen zu beschäftigen. Die eigene Stiftung „Bibliothek des Ruhrgebiets“, sei zwar auch im achten Jahr nicht auf Rosen gebettet, könne aber personell, fachlich und wissenschaftlich ihre Aufgaben gut erfüllen. Gerade jetzt seien zwei Doktorandenstipendien möglich geworden. Heute ist die Einrichtungdie größte spezialisierte Fachbibliothek in Deutschland. Sie entstand durch die Zusammenführung der „Bibliothek des Instituts für Soziale Bewegung“ an der Ruhr-Universität Bochum, der „Bergbau-Bücherei“ Essen und der Bibliothek der früheren Gewerkschaft Bergbau und Energie. Traditionsträchtig ist auch ihr Gebäude. Gegenüber dem Bochumer Schauspielhaus gelegen, war es früher das Druckhaus der IG Bergbau und Energie. 500 000 Bücher und elektronische Informationsmedien stehen hier, dem Stiftungsgedanken gemäß, Studierenden und der Bevölkerung zur freien Verfügung. Zum Erwerbungsprofil der Bibliothek gehören die Geschichte und Gegenwart des Ruhrgebiets, die Wirtschafts und Sozialgeschichte schwerindustrieller Ballungsräume und die Geschichte sozialer Bewegungen. Gewerkschaftshistorie findet daher großen Raum. Die Nutzung, bundesweit auch durch Internetanfragen, sei immens, betonte Wilhelm Beermann: „Die Bibliothekist eine fest verankerte Größe des Ruhrgebiets.“ Neben dem Bestand sind auch die Veranstaltungen in Bochum hochkarätig. So ist beispielsweise für Anfang Februar ein Symposium über Johannes Rau geplant. An einer Podiumsrunde werden dann u. a. Hans-Jochen Vogel, Norbert Blüm und Heinz Kriwett teilnehmen. Beermann versprach den Festgästen, das Haus werde natürlich die Ruhrstadt-Debatte fortsetzen. Als Gastredner des 8. Stiftungsfestes sprach Prof. Dr. Werner Abelshauser, Wirtschafts-und Sozialhistoriker, der viele Jahre an der RUB in Bochum gelehrt hatte, über „Europas Revier. Die Montanunion- Episode oder Lehrstück“. Dabei machte er deutlich, dass Europas Zukunft zweifellosvon den Ideen der Montanunion mitgeprägt sein könne und nicht nur die Wirtschaft ein vereintes Europa dirigiere, sondern auch die Politik wichtiges Steuerelement bleibe.

Bernd Brunke


zit. nach:
http://onruhr.eu/archiv/pdf/2006-11-25-Binder1.pdf#scrollbar=1