Vorlesung: Soziale Netze in multidisziplinärer Perspektive

Prof. Dr. Stefan Berger
12 - 14 Uhr, Montag

Ort wird bekannt gegeben

Teil 1: Soziale Netze (Vorlesung), WS 2014/15, 2 SWS, Zeiten und Raum werden zeitnah bekannt gegeben
Teil 2: Soziale Netze (Hauptseminar, das ein Planspiel enthält), SS 2015, 2 SWS, Zeiten und Raum werden zeitnah bekannt gegeben


Soziale Netze sind in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Sie haben allerdings auch eine Geschichte und sie sind in verschiedenen disziplinären Zusammenhängen von großer Bedeutung. Von daher widmet sich das geplante Modul der Grundsatzfrage nach dem Werden und dem Einfluss von sozialen Netzen in modernen Gesellschaften vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart unter Einbezug von historischen, politik-, medien-, erziehungswissenschaftlichen und theologischen Perspektiven.

Soziale Netze sind ein grundlegendes Charakteristikum menschlichen Zusammenlebens. Sie sind übergreifende Organisations- und Kommunikationsstrukturen, die Individuen zur Verfolgung kollektiver Ziele zusammenführen und erst unter modernen Medienbedingungen denkbar sind. Sie haben eine ausgreifende Geschichte und sie sind ein globales Phänomen. Sie sind in der sich herausschälenden Weltgesellschaft der Zukunft von zentraler Bedeutung. Als organisierte Netzwerke verbinden sie Individuen, Gruppen und Organisationen, aber auch Parteien, Verbände und Staaten. Sie basieren auf und generieren zugleich Formen von kollektiver Identität und gewinnen durch Digitalisierung, soziale und mobile Medien aktuell eine besondere Relevanz und neue Bedeutungen. Sie sind mitverantwortlich für sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Wandel oder aber sie verhindern gerade solchen Wandel. Sie sind politisch nicht eindeutig festlegbar. Eine leitende These des Moduls ist, dass die Komplexität von sozialen Netzen seit der Entstehung moderner Bürgergesellschaften durch die Übergänge zur industriellen Moderne und zum digitalen Kapitalismus an Komplexität zugenommen hat.
Viele unterschiedliche Wissenschaftsfelder beschäftigen sich mit dem Thema sozialer Netze. Sie tun dies häufig aus einer disziplinären Verankerung heraus, die es perspektivisch in einen Dialog miteinander zu setzen gilt. Der Wunsch nach gröβerer Interdisziplinarität treibt somit auch das Lehrnetzwerk ‚soziale Netze‘.
Das Studium sozialer Netze hilft beim Verständnis diverser gesellschaftlicher Mobilisierungsprozesse und betont die ‚agency‘ von Netzwerken innerhalb von unterschiedlichen Machtstrukturen. Soziale Netze haben die Macht, Agenden zu setzen und Programme zu gestalten. Sie prägen damit menschliches Zusammenleben. Sie situieren das Individuum in der Welt, positionieren sich gegenüber sinnstiftenden Erzählungen und ohne sie ist der aktive Bürger in modernen Demokratien ebenso wie in autoritären Systemen und Diktaturen nicht denkbar. Mit dem Studium sozialer Netze studiert man ein Thema, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer Welt maßgeblich bestimmt.

Teil 1:
Woche 1: Einführung in das Thema ‚soziale Netze‘ (alle DozentInnen)
Woche 2: Soziale Netze und soziale Bewegungen in historischer Perspektive – 19. Jahrhundert (Prof. Dr. Stefan Berger)
Woche 3: Soziale Netze und soziale Bewegungen in historischer Perspektive – 20. Jahrhundert (Prof. Dr. Stefan Berger)
Woche 4: Soziale Netze und soziale Bewegungen in der Gegenwart (Jun.-Prof. Dr. Sabrina Zajak)
Woche 5: Soziale Netze und Globalisierung (Jun.-Prof. Dr. Sabrina Zajak)
Woche 6: Soziale Netze aus medienwissenschaftlicher Perspektive I (Prof. Dr. Oliver Fahle)
Woche 7: Soziale Netze aus medienwissenschaftlicher Perspektive II (Prof. Dr. Oliver Fahle)
Woche 8: Soziale Netze in jugend- und bildungshistorischer Perspektive I (Prof. Dr. Till Kössler)
Woche 9: Soziale Netze in jugend- und bildungshistorischer Perspektive II (Prof. Dr. Till Kössler)
Woche 10: Soziale Netze aus religionswissenschaftlicher Perspektive I (Prof. Dr. Traugott Jaehnichen)
Woche 11: Soziale Netze aus religionswissenschaftlicher Perspektive II (Jun. Prof. Dr. Alexander-Kenneth Nagel)
Woche 12: Interdiszpiplinäre Perspektiven auf soziale Netze [alle DozentInnen]
Woche 13: Abschließende Diskussion [alle DozentInnen]

Teil 2: Die Themen und Inhalte des ersten Teils werden in Seminarform (Lektüre und Referate) und in einem Planspiel vertieft.

Einführende Lektüre:

  • David A. Snow, Sarah A. Soule and Hanspeter Kriesi (eds), The Blackwell Companion to Social Movements (Oxford, 2004).
  • Thomas Kern, Soziale Bewegungen: Ursachen, Wirkungen, Mechanismen (Wiesbaden, 2008).
  • Roland Roth and Dieter Rucht (eds), Soziale Bewegungen in Deutschland seit 1945: ein Handbuch (Frankfurt/Main, 2008).
  • Mario Diani,and Doug McAdam (eds.) Social movements and networks: Relational approaches to collective action: Relational approaches to collective action (Oxford, 2003).
  • John Krinsky and Nick Crossley, Social Movements and Social Networks: Introduction. In: Social Movement Studies 13, 2013 (1), S. 1–21.
  • Florence Passy and Gian-Andrea Monsch, Do Social Networks Really Matter in Contentious Politics? In: Social Movement Studies 13, 2013 (1), S. 22–47.
  • Oliver Leistert and Theo Röhle (Hrsg.), Generation Facebook. Über das Leben im Social Net (Bielefeld, 2011).