Vom Rand in die Mitte:

Rechtspopulistische Deutungen des (radikalen) Islams als gesellschaftliche Herausforderung in Deutschland, Europa und beyond

 

 

Zusammenfassung des Vorhabens

Im Zentrum des Forschungsinteresses steht der Zusammenhang zwischen dem Aufstieg rechtspopulistischer Bewegungen und (radikal-) islamischen Strömungen sowie in der Folge die Auswirkungen auf die westlich-liberale Demokratie. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass in der Auseinandersetzung mit dem Islam Bedrohungsängste und Verunsicherung - zunehmend auch bei den etablierten Akteuren - vorherrschend sind. Dabei kommt dem Rechtspopulismus in Deutung und Prägung des Diskurses über „den Islam“ in Deutschland, Europa und im transatlantischen Raum eine zentrale Rolle zu. Bestehende Untersuchungen berücksichtigen bisher nicht systematisch die Frage, ob, wie, unter welchen Bedingungen und in welche Richtung sich der öffentliche Gesamtdiskurs durch die populistische Deutung und Verknüpfung von nationaler Identität, (muslimischer) Migration und Islam verändert hat und inwiefern dies auf die liberale Demokratie selbst zurückwirkt. Der Einfluss und die Rolle etablierter religiöser Akteure wie der großen christlichen Kirchen werden dabei gesondert berücksichtigt. Einerseits wehren sich die etablierten Institutionen gegen eine Instrumentalisierung der Religion, andererseits kooperieren bestimmte Teilgruppen mit populistischen Akteuren. Inwiefern zudem der beschleunigte Prozess der Medialisierung der Politik, die strategische Nutzung der modernen Massenmedien durch die Populisten und die Funktionslogik der Medien selbst das gegenwärtige Bild des Islams prägt, soll hier erstmalig anhand eines innovativen Methodendesigns im europäischen Länder- und Zeitvergleich untersucht werden.

 

Analysiert werden, in ausgewählten Zeitperioden zwischen 1970 und 2022, für die aussagekräftigsten Ländern, die diskursiven Interaktionsmuster der wichtigsten Akteure, ihre zentralen Argumente in Hinblick auf Identität, Nationalismus und Bedrohungsszenarien und den Islam, sowie deren Wirkung auf politische, organisationale und diskursive Institutionalisierungs- und (Verregelungs-)Prozesse sowie Veränderungen im Wesen der liberalen Demokratie. Methodisch kombiniert das Projekt inhaltsanalytische Verfahren der Diskurs(netzwerk)analyse und der Event-Analyse, d.h. mit der Berücksichtigung politischen Ereignissen und islamistisch begründeten internationalen Vorfällen, auf Basis offizieller und medialer (on- und offline) Dokumente, Statements und Debatten der Repräsentanten der Hauptakteure, mit länderspezifischen Kontextanalysen und Experteninterviews.

 

Eine vergleichende Analyse nationaler Entwicklungen scheint nicht nur aus empirischer und theoretischer Hinsicht sehr vielversprechend, sondern auch insbesondere mit Blick auf anwendungsbezogene Präventionsstrategien. Erwartet wird, dass sich innerhalb des Diskussionsprozesses eine Normalisierung der Intoleranz und der Abwertung gegenüber muslimischen und als (radikal)-islamisch gebrandmarkten Einwanderern institutionalisiert und dass die Argumentationsmuster und Forderungen der Populisten auch von etablierten Parteien zumindest partiell übernommen werden. Dies betrifft als historisch kontinuierlich wahrgenommene religiös-kulturelle Faktoren (z.B. fehlende Gleichberechtigung, fehlende Trennung von Religion und Politik) ebenso wie, rechtspopulistische, ideologische Deutungsmuster (z.B. Islam als radikale und gewaltsame Religion). Wir vermuten außerdem einen Zusammenhang zwischen einer Verbreitung und Normalisierung von rechtpopulistischen Deutungen des Islams und eine zunehmende gesellschaftliche Ablehnung von als muslimisch wahrgenommenen Personen sowie Migrant*innen im Allgemeinen, der politischen Institutionalisierung von muslimfeindlichen Ausschlussmechanismen sowie den strategischen Nutzen von Islamfeindlichkeit durch rechtspopulistische Parteien für ihren weiteren Aufschwung.

 

Stand der Forschung, Problemstellung und Ziele

Einordnung und Genese (rechts-)populistischer Bewegungen

Das Themenfeld (radikaler) Islam, Populismus, Identität und Migration ist in allen westlich-liberalen Demokratien hoch aktuell und hochgradig konfliktbehaftet. Der Diskurs über diese Themen berührt ferner den normativen Wesenskern liberal-demokratischer Gesellschaften (Mudde 2017, Heit/ Pfleiderer 2012, Rowe 2012, Esposito et al 2008). Eine einheitliche Definition und Bestimmung des Phänomens Populismus wird auch dadurch erschwert, dass er als linker und rechter Populismus zu unterschiedlichen Zeiten, in verschiedensten Weltregionen auftrat (Kaltwasser et al 2017). Frühe Arbeiten beschreiben den Populismus überwiegend nicht i.S. einer eigenen Parteienfamilie oder eines Parteiprogramms (anders als konservativ, liberal, sozialistisch etc.), sondern als eine spezifische Technik, Strategie oder ein Verhalten, das benutzt wurde, um Wähler zu mobilisieren. Bisherige Studien lassen sich grob in zwei Richtungen teilen (Heinisch et al 2017): Zum einen versuchen theoriegeleitete Studien (sozio-politische, ökonomische, ideologische oder strukturelle) Gemeinsamkeiten in Genese, Ursachen und Ausprägung populistischer Parteien und Bewegungen zu bestimmen; zum anderen weisen zahlreiche Case-Studies auf länderspezifische Entwicklungslinien und programmatische Unterschiede hin. Entsprechend heterogen sind die Bewertungen des Populismus: Während ihn die einen als notwendiges Korrektiv für bestehende Demokratien sehen, werten ihn andere als Bedrohung des liberal-demokratischen Konsenses demokratisch verfasster Gesellschaften (Hillebrand 2015). Der Umgang mit populistischen Parteien basiert auf drei Ansätzen: Delegitimierung (Ausschluss aus Wahlprozessen wg. verfassungsmäßiger Inkompatibilität), Isolierung (Ausschluss aus Wahlkampfallianzen/ Regierungskoalitionen), Einbeziehung (Hoffnung auf Selbstdiskreditierung wg. unprofessionellem Verhalten/ Enttäuschung) (Torre 2015, Hawkins et al. 2018).

 

Populismus als modernes politisches Phänomen existiert seit dem 19. Jahrhundert. Dabei handelte es sich anfangs um Protestbewegungen, die ihre Enttäuschung und Desillusionierung über etablierte Systeme ausdrückten. Inhaltlich basierte er u.a. auf dem Protest gegen die checks and balance, die eingeführt wurden, um eine direkte Volksherrschaft zu verhindern. Dies entspricht einem Verständnis von der Demokratie als Regierung der Bürger*innen sowie gegen die (Über-) Macht der Eliten (vgl. Agrarpopulismus in Nordamerika oder Peronismus in Argentinien) (Priester 2007, 2012). Auf der rechten Seite des Populismus entwickelte sich seit dem späten 20. Jahrhundert in Europa eine neue Art Partei: Sie besaß oft den Charakter einer Bewegung, eine niedrige Mitgliederzahl, einen geringen strukturellen Organisationsgrad und eine charismatische Führung. Eine erste rechtspopulistische Welle verebbte allerdings in den 1950er Jahren und bis Anfang der 1970er traten rechtspopulistische Parteien in etablierten westlichen Demokratien nur sporadisch und mit spezifisch nationalen Themen auf (u.a. in Skandinavien als Anti-Steuer-Partei). In den folgenden Jahrzehnten kam es jedoch zu einer Verbreitung/ Konsolidierung dieser Bewegungen oft als Nachfolger/ Fusion rechtsradikaler Parteien. Seit den 1980er Jahren begann ein Transformationsprozess traditionell rechter Parteien zu radikal populistischen Parteien (u.a. Schweizerische Volkspartei, Lega Nord und Freiheitliche Partei Österreichs) (Betz 1994). Seit den 1990er Jahre stießen neue Populisten hinzu (z.B. UK Unabhängigkeitspartei oder Wilders Partei für die Freiheit) (Eatwell/ Goodwin 2018), deren Stimmenanteile bei den nationalen Wahlen z.T. beträchtlich sind (Grabow/ Hartleb 2013, Statista Research Department 2019). Seit neuerem ist mit der AfD auch ein Ableger in Deutschland zu finden.

 

Gängige Typologisierungen unterscheiden zwischen populistischen Parteien mit/ ohne vor-populistischen Wurzeln; mit/ ohne national revisionistischer Agenda; westeuropäischen oder post-kommunistischen Ursprungs; mit libertärer ökonomischer oder (national-) sozialistischer Agenda. Wählergruppen sind die unteren Mittelschichten und neuerdings auch die Arbeiterklasse. Betrachtet man die Inhalte populistischer Bewegungen, stand auf der gegnerischen Seite zunächst die ökonomische, intellektuelle oder politische Elite. Geschichte, Themen und Wählermilieus ebenso wie sozio-ökonomische Positionierungen unterscheiden sich je nach Partei und Land. Heute ist der Anti-Elitismus zwar weiterhin Kennzeichen des Populismus, die Mehrheit seiner Energie verwendete er jedoch darauf - ethnisch, kulturell, religiös - als „fremd“ markierte auszugrenzen (Lazaridis 2016). Studien zeigen, dass sich seit Beginn der 2000 Jahre eine zunehmende transnationale Homogenisierung durchsetzt, was u.a. durch den grenzüberschreitenden Austausch über online Plattformen verstärkt wird. Das Thema mit der höchsten Durchschlagskraft ist die Konstruktion der nationalen Kultur/ Identität, ihre Verteidigung und Reinigung. Zum Hauptfeind, zum identitär/ kulturell/ religiös Anderen, avancieren dabei als Muslim*innen markierte Menschen und der Islam als Religion (2008, Hartleb 2011, Wodak et al 2013, Attia/Häusler/Shooman 2014, Häusler Pauwels 2016).

 

Rechtspopulismus, Religion und Islam in liberalen Demokratien

Während bereits zahlreiche empirische Untersuchungen zur historischen Genese populistischer Bewegungen vorliegen, handelt es sich bei der Verbindung von Identität, rechten Ideologien, Immigration und Umdeutungen des Islams um ein neues Phänomen, das erst im Ansatz analysiert wurde (Fitzi et al 2018, Schellhöh et al 2018). Welche Wechselbeziehung zwischen den genannten Variablen besteht, soll in den Vergleichsstudien erhoben werden. Wir überprüfen den Zusammenhang zwischen dem Aufkommen rechtspopulistische Bewegungen und Parteien und der Verbreitung und Normalisierung von rechtpopulistischen Deutungen des Islams in etablierte Parteien und Organisationen sowie in die Gesamtbevölkerung. Des Weiteren überprüfen wir die desintegrativen Effekte auf die Gesellschaft, welche sogar eine Bedrohung der demokratischen Ordnungen darstellen können. Gefragt wird nach den Inhalten und Deutungsmustern rechtspopulistischer Argumentationsmuster im Hinblick auf den Islam, deren Verbreitung und deren gesellschaftliche und politische Wirkungsmacht. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich bis 2022, damit auch Effekte der Corona-Krise integriert werden können.

 

Historisch diskursive Anknüpfungspunkte finden sich in den Darstellungen des Nahen Ostens und der arabischen Welt als rückschrittliche und bedrohliche Kulturen (Adam 2013, Said 1979). Auch zu den Auswirkungen auf die liberale Demokratie per se  wie der in der Demokratietheorie stark umstrittenen Zulässigkeit bestimmter Akteure, Argumente und Verfahren (Weiberg-Salzmann/ Willems 2019b) - liegen bisher zu wenige (länderübergreifende) Untersuchungen vor. Auch Die Beziehung der Populisten zu etablierten Akteuren (insbesondere den Religiösen), deren Reaktionen und die Auswirkungen auf den öffentlichen Gesamtdiskurs, ist bisher nicht systematisch erhoben. Die Positionen sind zumindest grundsätzlich bekannt, zu wenig existiert aber zu den verwendeten Argumenten (Appiah 2008, Mehta 2008). Eine vergleichende Analyse nationaler Entwicklungsdifferenzen bzw. -homogenitäten sowie grenzüberschreitende Diffusionseffekte ist nicht nur aus empirischer und theoretischer Hinsicht sehr vielversprechend, um länderspezifische Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu erklären, sondern auch um anwendungsbezogene Abwehrstrategien entwickeln und verbessern zu können.

 

Dabei versuchen wir nicht, einen wahren Kern eines „radikalem Islams“ z.B. als Synonym für islamischen Fundamentalismus, Extremismus oder Dschihadismus (El-Esposito/ Shahin 2013, insbesondere Part Two „Islamic Ideologues, Activists, and Intellectuals und in Part Four „Jihadi Political Islam“, Wereny 2017), oder als „grundlegende Kritik an wichtigen religiösen Institutionen der Welt des Islam“ (z.B. Klevesath 2017, S. 40f.) zu identifizieren. Vielmehr geht es uns um die Durchsetzung von Deutungsmustern und Narrativen und deren realweltlichen Konsequenzen.[1] Die Konsequenzen lassen sich auch auf die Entwicklung von muslimischen Identitäten vermuten. Die Rückkopplung an Prozesse der Pluralisierung und Hybridisierung Islamischer Identitäten (Foroutan 2013) gilt es näher zu beleuchten.

 

Der Faktor Religion besetzt in mehrfacher Hinsicht eine bedeutende Rolle für den Aufstieg der Populisten: Rechtspopulistische Deutungen des Islams ebenso wie der Rekurs auf die  Mehrheitsreligion der westlichen Demokratien (Christentum) sind relevant für die Herausbildung von  Identitäten und Zugehörigkeit. Über konstruierte Religionszugehörigkeiten wird darüber entschieden, wer zum Volk gehört und wer nicht und damit auch darüber wer Anspruch auf spezifische Rechte (z.B. Bürgerrecht, Schutz) und staatliche Leistungen besitzt (Baumann 2016). Über die Einwanderung und Einbürgerung von Muslim*innen wurde nach Meinung der Populisten eine (irreversible) Islamisierung des Gemeinwesens in Gang gesetzt. Ferner wird der Islam untrennbar mit Gewalt (z.B. gegen Frauen) und Terrorismus verbunden. Die zunehmende Verbreitung solcher Deutungen vom Rand in die Mitte der Gesellschaft legitimieren wiederum rechtspopulistische Parteien und ihre Handlungen. So zeigen aktuelle Studien, dass anti-muslimische Stereotype und Islamophobie auf starke Resonanz in der Bevölkerung treffen (Foroutan 2019, Uenal et al. 2020).

 

Zudem verbreiten sich rechtspopulistische Deutungen auch in etablierten Parteien und religiösen Institutionen was eine weitere Bedrohungsquelle für die liberale Demokratie wird. Zwar ist mit Blick auf die etablierten religiösen Akteure (u.a. die großen christlichen Kirchen) eine ambivalente Haltung der Populisten festzustellen: einerseits betrachten sie diese als Teil der korrupten Elite. Gleichzeitig stellen sie aus wahltaktischen Überlegungen (Erschließen zusätzlicher Wählergruppen) und inhaltlichen Erwägungen (Nutzung religiöser Inhalte, Formen, Symbole) mögliche Allianzpartner dar (Orth/ Resing 2017). Letztlich scheinen populistische Bewegungen selbst in einer sich beständig säkularisierenden Welt zunehmend an die Stelle religiöser Funktionsleistungen zu treten: Sie versprechen Heil und Exkulpation (da Silva/ Vieira 2018), bieten Reduktion von Komplexität, setzen moralische Wertungen und geben Orientierung in identitären Fragen (Daniel 2016, Gentile 2006). Wie die Voranalyse zeigt, besteht seitens der etablierten religiösen Akteure eine ähnlich ambivalente Wahrnehmung: Während die Mehrheit die Populisten als Gegner religiöser Kernwerte wahrnimmt (Nächstenliebe, Schutz der Schwachen…), gibt es eine (konservative) Minderheit, die sich durch verschiedene Übereinstimmungen (Zerfall traditioneller Lebensformen, Schutz der Familie, Bedrohung durch andere Religionen) eine Zusammenarbeit vorstellen kann (Marzouki et al 2016, Weiberg-Salzmann/ Hennig 2020). Bei Teilen der etablierten politischen Parteien zeigt sich eine ähnliche Tendenz. Erwartet werden kann, dass dies letztendlich eine Institutionalisierung der Debatte und eine Etablierung tendenziell undemokratischer Argumentationsformen, -muster und -inhalte und illiberaler Werte vorantreibt (Pytlas 2015, Saramo 2017). Rechtspopulistische Deutungsmuster finden so auch Eingang in politische Entscheidungen oder übersetzt sich in antimuslimische Ausschlussmechanismen und institutionalisierten Rassismus.[2]

 

Die Existenz populistischer Parteien ist nicht denkbar ohne die modernen Massenmedien. Durch ihre Präsenz in den großen Printmedien, den einschlägigen TV-Formaten und in den sozialen Medien wurden die Populisten zu vollwertigen Teilnehmenden des politischen Spiels (Burack/ Snyder-Hall 2012, Decker et al 2015, Holtz-Bacha 2016, Gäbler 2018, Couttenier Mathieu et al 2019). Die starke Medienaffinität der Populisten erklärt sich u.a. aus der spezifisch populistischen Kommunikation, deren Kernelement die Vereinfachung der Argumentation und die Emotionalität der Botschaften ist. Unter kommerziellen Gesichtspunkten werden ferner populistische Kontroversität und Sensationslust von vielen Medien begrüßt, weil sie die Zuschauerquoten/ Nutzerzahlen (und damit auch den Gewinn) der Anbieter vergrößern (Meyer 2006). Erwartet wird, dass sich die populistischen Grenzübertretungen (i.S. eines liberalen Konsenses der political correctness) im Verlauf der Debatte immer weiter verschärfen und radikalisieren, um den hohen Mobilisierungsgrad potenzieller Wähler*innen aufrechtzuerhalten.


 

Methodischer Zugang

Vorgehen und Untersuchungszeitraum

Die Untersuchung soll als fokussier2t-strukturierter Vergleich der Länder, in ausgewählten Zeitperioden zwischen 1970 und 202, angelegt werden, die als „most important“ und /oder „most typical cases“ angesehen werden. Der Zeitraum wurde angepasst, um den Corona-Effekt mit berücksichtigen zu können. Der genaue zeitliche Startpunkt der Untersuchung variiert mit dem Aufkommen des Phänomens des Rechtspopulismus in den jeweiligen Ländern und geht maximal bis in die 1970er Jahre zurück. Je nach Land liegt der zeitliche Startpunkt jedoch auch erheblich später. In allen Länderstudien werden die gleichen Konzepte und Variablen systematisch erhoben und analysiert. Die Länderstudien untersuchen deshalb vorrangig diejenigen Aspekte, die für das Verständnis des Zusammenhangs zwischen Rechtspopulismus und Deutungen des Islams relevant sind (George/ Bennett 2004; Wendt 1999). Ziel der Studie ist das „Mapping“ der Verbreitung rechtspopulistischer Deutungen und dessen Erklärung. Als Endergebnis werden nicht notwendigerweise kausale Aussagen erwartet, sondern kontingente Verallgemeinerungen und Identifizierung von Entwicklungsdynamiken im Zeitverlauf. Die Grenzen der Methode liegen in der Verallgemeinerungsfähigkeit der Ergebnisse: Der Vergleich stellt einen Kompromiss zwischen historisch-singulären Einzelfallstudien und stark generalisierenden Makrountersuchungen dar. Dabei werden grenzüberschreitende Austauschprozesse und die Diffusion bestimmter Deutungsmuster ebenfalls mitberücksichtigt. Darüber können entsprechend Theorien mittlerer Reichweite generiert werden. Im Design wird die Robustheit der Ergebnisse allerdings durch einen geplanten doppelten Vergleich (within-case- und cross-case-comparison) erhöht (Schedler 2007, Hague/ Harrop 2007). Dabei erlaubt es unser Design, nicht nur länderspezifische Entwicklungsdynamiken, sondern auch europäische Besonderheiten zu berücksichtigen.

 

Auswahl der Fallstudien

Ausgehend vom theoretischen Fokus der Studie kommen für die Untersuchung nur moderne pluralistische Demokratien in Frage. Zugunsten der strukturellen Ähnlichkeit sollen nur Länder berücksichtigt werden, die christlich geprägt sind. Ausgeschlossen sind auch Länder der postkolonialen Demokratisierung und der postsowjetischen Transition. Da die überwiegende Anzahl der westlichen Demokratien entweder katholisch, protestantisch oder anglikanisch geprägt und das Verhältnis von christlich-orthodoxen Kirchen und dem Staat noch einmal spezifisch ist (Martin 2005), scheiden auch Finnland, Serbien, Rumänien und Griechenland aus (Ramet 2014, Dosch 2007, Linz 1996, Ottaway 1997, Tordoff 1993). Damit bleiben Dänemark (Dänische Volkspartei), Frankreich (Front National), Italien (Lega Nord), die Niederlande (Geert Wilders Partei für die Freiheit), Österreich (Freiheitliche Partei Österreichs), die Schweiz (Schweizerische Volkspartei), Deutschland (Alternative für Deutschland), Spanien (VOX) und Großbritannien (Independence Party) sowie die Vereinigten Staaten von Amerika (Tea Party) übrig. Mittels eines synchronen Vergleichs zwischen den aussagekräftigsten Ländern dieser Gruppe sollen die Varianzen und Unterschiede im Vorgehen und in der Argumentation der Akteure expliziert werden. Die Fallauswahl wird in Arbeitspaket 1 finalisiert. Über einen zusätzlichen diachronen Vergleich innerhalb der einzelnen Länderstudien können Ergebnisse vor dem Hintergrund möglicher Veränderungen in Vorgehen und Argumentation über die Zeit bei gleichbleibenden bzw. veränderten Rahmenbedingungen abgesichert werden.

 

Erhebung und Auswertung der Daten und Quellen

Erhoben werden Inhalte, Positionen, Akteurskonstellationen, Entwicklung und Verbreitung rechtspopulistischer Deutungen des Islams und dessen Auswirkung auf die liberale Demokratie. Die genauen Schritte sind in den einzelnen Arbeitspaketen spezifiziert. Die Zusammenstellung der Textquellen und des Datenmaterials anhand einer Verknüpfung mit einer Ereignisgeschichte, d.h. mit der Berücksichtigung von politischen Ereignissen und islamistisch begründeten Vorfällen. Dazu zählen internationale Terroranschläge (u.a. 11. September 2001, Selbstmordanschläge auf das World Trade Center und das US-amerikanische Verteidigungsministerium; 11. März 2004, Sprengstoffanschläge auf vier Pendlerzüge in Madrid, Spanien; 26.-29. November 2008, Anschläge auf die Finanzmetropole Mumbai, Indien; 7. bis 9. Januar 2015, drei tödliche Anschlagsereignisse im Raum Paris, Frankreich) ebenso wie länderspezifische Ereignisse (u.a. 11. März 2012, Mordanschlag auf einen Soldaten in Toulouse, Frankreich; 15. April 2013, Anschlag auf den Marathon in Boston, USA; 25. Mai 2013, Messerattacke auf einen Soldaten in Paris, Frankreich; 26. Februar 2016, Messerattacke in Hannover auf einen Polizeibeamten) (Bundesamt für Verfassungsschutz 2019). Dazu zählen aber auch Ereignisse wie die Einführung und Veränderung von Gesetzen, oder über die iranische Revolution (1979). Die Ereignisse dienen der Auswahl von Textdokumenten die aus Wahlprogrammen, Statements, Positionspapieren der Hauptakteure (Politiker/Parteien, Kirchen/religiöse Akteure) und öffentlichen Medien (jeweils zwei ausgewählte überregionale Zeitungen pro Land, die Internetseiten der genannten Hauptakteure und dazugehörige Posts in den sozialen Medien sowie Auftritte in populären TV-Formaten), die wiederum die Grundlage für die Diskursnetzwerkanalyse bilden. Der genaue Datenkorpus wird zu Beginn des Projektes (Arbeitspaket 1, siehe unten) festgelegt.

 

Arbeitsprogramm, Verbundkoordination und Output

Das Projekt gliedert sich in 5 Arbeitspakete: 1. Projektauftakt und Grundlagen, 2 Diskursnetzwerke und Verbreitung rechtspopulistischer Deutungen 3. Effekte und Wirkmechanismen, 4. Kontextanalyse und historische Entwicklungspfade 5. Synthese und Transfer (vgl. Strukturplan im Anhang). Die Zusammenarbeit in den einzelnen APs wird über Verbundtreffen, internationalen und nationalen Workshops, sowie durch regelmäßige, mindestens einmal im Monat stattfindende digitale jour fixe gewährleistet. Darüber hinaus findet eine enge Kooperation in der Durchführung der Erhebung auf Länder statt. AP 1 und 5 werden gemeinsam koordiniert unter der Federführung der Verbundkoordinatorinnen (Weiberg-Salzmann und Zajak) AP 2-4 werden von einem*r Verbundpartner*in (VP) koordiniert, wobei jedoch alle VPs gemäß ihren einschlägigen Erfahrungen an der Konzeptualisierung, Durchführung und Auswertung zusammenarbeiten. Die Länderfallstudien werden ebenfalls nach Standorten und vorhandenen Sprachkompetenzen aufgeteilt.

Die Projektbeteiligten verfügen dabei über für das Projekt einschlägige Erfahrung, ergänzen sich in den für das Vorhaben relevanten thematischen Bereichen methodisch und theoretisch zur Forschung zu Rechtspopulismus, Religion und Islam (Weiberg-Salzmann/ Willems 2019a, Weiberg-Salzmann/ Hennig 2020), Diskurs und Netzwerk sowie Bewegungsforschung (Zajak und Haunss 2020) sowie historischer und zeitgenössischer Forschung (Berger und Conrad 2015). Alle Beteiligten haben Erfahrung in internationaler Zusammenarbeit und in der Durchführung von ländervergleichenden Studien unter Berücksichtigung transnationaler Bezüge.

 

Arbeitspaket 1: Projektauftakt, Grundlagen und Fallauswahl

In AP1 werden Projektabläufe spezifiziert und der empirische Arbeitsplan ausbuchstabiert. Dazu zählen im Einzelnen die Aktualisierung des Forschungsstands, die Finalisierung der Fallauswahl, Konzeptionelle Überlegungen zum Datenkorpus und zu den zentralen Ereignissen sowie die Organisation eines ersten Treffens der Verbundpartner*innen („Kick-Off intern“), um die Erwartungshaltung aller Beteiligten zu klären. Onlinekoordinationsplattformen werden eingerichtet und Webseite und Flyer festgelegt. Das erste Treffen mit unserem internationalen Beirat wird geplant (online). Die Mitglieder des internationalen Beirats sollen aus führenden Expert*innen in der Forschung zu Rechtspopulismus und Islam bestehen. Die Anfragen orientieren sich dabei auch an den ausgewählten Fallstudien. Mögliche Kandidat*innen sind u.a. Matthias Quent (Jena), Ivan Calmar (Toronto). Am Ende dieses Arbeitspaketes hat das erste Verbundtreffen stattgefunden, der Beirat wurde benannt, die Webseite ist online, die Länderfallauswahl ist abgeschlossen und das Konzept des Datenkorpus ist entwickelt.

 

Arbeitspaket 2: Akteursnetzwerke und Verbreitung rechtspopulistischer Deutungen

AP 2 beschäftigt sich mit den Inhalten, Akteursnetzwerken und Verbreitung rechtspopulistischer Deutungen des Islams. Zentrales Analyseinstrument ist die Diskurs(netzwerk)analyse, die bisher kaum für die Analyse rechtspopulistischer Deutungen verwendet wird. Die Methode ermöglicht es, Ähnlichkeiten in Diskursen zwischen Akteuren und deren wechselseitige Bezugnahme zu messen und somit Diskurskoalitionen als Gruppen von Akteuren, die gemeinsame Vorstellungen teilen und versuchen diese durchzusetzen, zu identifizieren (Haunss/ Leifeld 2012, Zajak/ Henrichsen 2018). Sie ermöglicht es Netzwerke von Beziehungen von Personen mit ähnlichen Interpretationsmustern abzubilden, und über die Nähe und Distanz der Akteure den Grad der Verbreitung sowie die Offenheit und Geschlossenheit ideologischer Weltbilder abzubilden. Damit ist es ein geeignetes Instrument um die Akteure und Interpretationsmuster rechtspopulistischer Deutungen sowie den Grad der Verbreitung dieser Deutungen in verschiedene Kontexte (Parteien, Medien, religiöse Institutionen) zu erfassen. Dazu wird in einem ersten Schritt ein Dokumentenkorpus pro Land zusammengestellt.. Die Auswahl der Dokumente im Zeitverlauf orientiert sich dabei an zentralen zeitlichen Ereignissen wie der Erstellung von Wahlprogrammen oder Bewegungsmanifesten, aber auch gesellschaftlichen Ereignissen wie erlassene Gesetzgebungen (u.a. Anti-Terrorgesetze) (Benner/ Flechner 2007, Amnesty International 2017a, b). Zweitens werden inhaltsanalytisch qualitativ zentrale Interpretations- und Deutungsmuster über den Islam aus den Parteien und Bewegungsdokumenten herausgearbeitet. Dies bildet drittens die Grundlage für die Diskursnetzwerkanalyse, anhand derer wir die dominanten Muster innerhalb der einzelnen Länder und deren Entwicklung zu ausgewählten Zeitpunkten (Eventzeiträume), sowie deren transnationale Bezüge darstellen können (Lucht et al 2017, Serrano et al 2019, Devlin 2019, Sindermann et al 2020). Output dieses Arbeitspaketes ist die Erstellung eines inhaltsanalytischen Datensatzes die Durchführung der Diskursnetzwerkanalyse sowie das Verfassen von 2 Working Papern mit den ersten länderspezifischen Erkenntnissen.

 

Arbeitspaket 3: Effekte und Wirkmechanismen

AP 3 analysiert und spezifiziert unter der Koordination des CRM Münster die Effekte. In AP 2 konnten die Deutungsmuster und deren gesellschaftliche Verbreitung erhoben und abgebildet werden. Dabei geht die Forschung zu Diskursgemeinschaften und Deutungshegemonien davon aus, dass dominante Diskurse nicht nur einen Effekt auf Einstellungen in der Bevölkerung haben, sondern auch auf konkrete Politikprozesse. Die genauen Wirkmechanismen werden dabei häufig nicht explizit untersucht, sondern eher diskurstheoretisch abgeleitet. Ziel dieses APs ist es die Zusammenhänge und Wirkmechanismen zu überprüfen und zu spezifizieren. Dazu sind halbstrukturiere qualitative Interviews mit politischen, kirchlichen, wissenschaftlichen und medialen Akteuren vorgesehen. Diese Expertinnen werden Anhand halbstandardisierter Interviews zu den wahrgenommenen Folgen der Verbreitung rechtspopulistischer Diskurse für ihre jeweiligen Organisationen, den Aufstieg rechtspopulistischer Parteien, der Medienlandschaft aber auch, so weit möglich, auf  Prozesse der Pluralisierung und Hybridisierung Islamischer Identitäten innerhalb der Länder befragt. Für die Interviews sind jeweils Feldforschungsaufenthalte in den Ländern (jeweils ca. zwei Wochen) geplant.

 

Arbeitspaket 4: Historische und kontextuelle Einbettung der Länderfallstudien

Die qualitativen Erkenntnisse aus Arbeitspaket 3 werden ergänzt mit quantitativen länderspezifischen Kontextdaten und Sekundäranalysen (Friedrichs 2006; Bulmer et al 2006). Dazu gehören sozialwissenschaftliche Erhebungen und Meinungsumfragen (u.a. Eurobarometer, World Value Survey) sowie demographisch-statistisches Material. Des Weiteren eine historisch zeitgenössische Einbettung der Entwicklungen, um längerfristige Entwicklungslinien und Vorläufer der Deutungen des Islams als Fremd und „Orientalistisch“ (Said 1978) auch vor 1970 herauszuarbeiten. Dabei soll u.a. angeknüpft werden an Debatten um die Rolle des Orientalismus für heutige Islambilder (z.B. Attina 2007; Burkhard 2011) Über historische Kontextualisierung sollen die institutionellen und strukturellen Entwicklungstraditionen aufgezeigt und begründet werden. Ergebnis dieses APs ist die Einbettung und Unterfütterung der qualitativen und quantitativen Erkenntnisse aus den anderen APs. Die Erkenntnisse fließen in der Entwicklung von zwei Fachpublikationen mit ein.

 

Arbeitspaket 5: Synthese und (Inter-)nationaler Wissens- und Ergebnistransfer

AP 5 widmet sich der Synthese der Ergebnisse aus den vorangegangene APs und den Ländervergleichen sowie der Herausarbeitung anwendungsbezogene Präventionsstrategien. Die gemeinsame Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den verschiedenen Ländern erlaubt es auch breitere europäische Entwicklungsdynamiken zu erkennen. Diese soll in einem weiteren Artikel für ein internationales Journal verwendet werden

Die Mitarbeitenden werden regelmäßig Zwischenergebnisse auf internationalen Konferenzen wie der European Consortium for Political Research (ECPR) und der International Studies Association (ISA) und auf dem Internationalen Soziologiekongress und einer internationalen Netzwerkanalysekonferenz (Sunbelt Conference) vorstellen. Zudem sind Präsentationsveranstaltungen vor nationalem wissenschaftlichem und interessierten Fachpublikum im Rahmen von VA-Formaten des DeZIM (Research Wednesday, DeZIMal) geplant. Daraus soll auf nationaler Ebene ein Vernetzungsworkshop folgen, der in Austausch mit unserem internationalen Beirat organisiert wird. Der Beirat soll ebenfalls in Publikationsprojekte mit eingebunden werden (z.B. als Herausgebende in einem Special Issue), um so die internationale Vernetzung des Projektes voranzutreiben.

Zusätzlich wird eine größere internationale Tagung in Berlin anvisiert, bei der insbesondere Wissenschaftler*innen mit Fokus auf europäische Länder, die nicht im Studiendesign vertreten sind, berücksichtigt werden sollen, um die empirische Relevanz und den theoretischen Rahmen der eigenen Studienergebnisse zu kontrastieren bzw. zu überprüfen und zu verbreitern.

Die (Zwischen-)Ergebnisse zu den Länderstudien bzw. zu Teilaspekten (wie dem Diskursverlauf in den sozialen Medien oder mit Fokus auf bestimmte Akteursgruppen) werden Fachzeitschriften zumindest aber als Working Paper dem Fachpublikum national und international zugänglich gemacht. (Hinweise auf die) Publikationsbeiträge und geplanten Veranstaltungen werden ferner auf der Webseite des DeZIM ausgewiesen.


 

Literaturverzeichnis

Amnesty International (2017a): Dangerously disproportionate: The ever-expanding national security state in Europe. AI.

Dies. (2017b): Anti-Terrorgesetze in vielen EU-Staaten schränken Grundrechte ein, unter: https://www.amnesty.de/2017/1/17/antiterrorgesetze-vielen-eu-staaten-schraenken-grundrechte-ein

Audi, Robert (2006): Moral Value and Human Diversity, Oxford University Press.

Adam, Bernd (2013): Saids Orientalismus und die Historiographie der Moderne: Der „ewige Orient“ als Konstrukt westlicher Geschichtsschreibung. Diplomica.

Appiah, Kwame Anthony (2008) “Causes of Quarrel: What`s Special about Religious Disputes?”, in: Thomas Banchoff (Hg.): Religious Pluralism. Globalization, and World Politics. Oxford University Press, S. 41-64.

Attia, Iman/ Häusler, Alexander/ Shooman, Yasemin (2014): Antimuslimischer Rassismus am rechten Rand. Unrast.

Attia, Iman (Hg.) (2007): Orient- und IslamBilder – Interdisziplinäre Beiträge zu Orientalismus und antimuslimischem Rassismus. Münster.

Baumann, Zygmunt (2016): Die Angst vor den anderen. Ein Essay über Migration und Panikmache. Suhrkamp.

Berger, Stefan, and Christoph Conrad (2015) "The past as history." National Identity and Historical Consciousness in Modern Europe. Palgrave MacMillan

Benner Thorsten / Stefanie Flechtner (Hg.) (2007): Demokratien und Terrorismus –Erfahrungen mit der Bewältigung und Bekämpfung von Terroranschlägen, FES.

Betz Hans-Georg (1994): Radical Right-Wing Populism in Western Europe. St. Martin’s Press.

Bulmer, Martin I. et al (Hg.) (2006): The Secondary Analysis of Survey Data. Sage.

Burack, Cynthia/ R. Claire Snyder-Hall (2012): Introduction: Right-WingPopulism and the Media, in: New Political Science, 34:4, S. 439-454.

Burkhard Schnepel, Gunnar Brands, Hanne Schönig (Hrsg.) (2011): Orient – Orientalistik – Orientalismus. Geschichte und Aktualität einer Debatte, Postcolonial Studies, transcript, Bielefeld 2011.

Bundesamt für Verfassungsschutz (2019): „Übersicht ausgewählter islamistisch-terroristischer Anschläge“,

unter: https://www.verfassungsschutz.de/de/arbeitsfelder/af-islamismus-und-islamistischer-terrorismus/zahlen-und-fakten-islamismus/zuf-is-uebersicht-ausgewaehlter-islamistisch-terroristischer-anschlaege, Stand: 24.06.2019.

Couttenier Mathieu et al (2019): The Logic of Fear: Populism and Media Coverage of Immigrant Crimes, in: HAL Working Paper, S. 1-45.

Daniel, Anna (2016): Die Grenzen des Religionsbegriffs: Eine postkoloniale Konfrontation des religionssoziologischen Diskurses. Transcript.

Decker, Frank (Hg.) (2006): Populismus. Gefahr für die Demokratie oder nützliches Korrektiv? VS Verlag.

Decker, Frank et al (Hg.) (2015): Rechtspopulismus und Rechtsextremismus in Europa. Die Herausforderung der Zivilgesellschaft durch alte Ideologien und neue Medien. Nomos.

Devlin, Kat (2019): Exploring the link between European political parties’ ideology and their popularity on Twitter, PEW-Research Center, unter: https://medium.com/pew-research-center-decoded/exploring-the-link-between-european-political-parties-ideology-and-their-popularity-on-twitter-1db4767cb8e3.

Dosch, Jörn (Hg.) (2007): Staat und Demokratie in Asien: zur politischen Transformation einer Weltregion. Politikwissenschaftliche Perspektiven Band 13. LIT.

Eatwell Roger/ Goodwin, Matthew (2018): National Populism: The Revolt Against Liberal Democracy. Pelican Books.

Ellinas, Antonis A. (2009) “Chaotic but Popular? Extreme-Right Organisation and Performance in the Age of Media Communication”, in: Journal of Contemporary European Studies 17: 2, S. 209-221.

El-Wereny, Mahmud (2017): Salafiyya, Salafismus und Islamismus. Verhältnisbestimmung und Ideologiemerkmale. ? In: Demokratie-Dialog, 1-2017. Forschungs- und Dokumentationsstelle zur Analyse politischer und religiöser Extremismen in Niedersachsen (FoDEx), S. 32-39.

Esposito, John L./ Fasching, Darrell J./ Lewis, Todd (2007): Religion and Globalization. World Religions in Historical Perspective. Oxford University Press, S. 250-285.

Esposito, John L./ Emand El_Din Shahin (Hg.) (2013): The Oxford Handbook of Islam and Politics, Oxford.

Fitzi, Gregor et al (2018): Populism and the Crisis of Democracy: Volume 3: Migration, Gender and Religion. Taylor & Francis.

Foroutan, Naika (2013). "Hybride Identitäten." Dabeisein und Dazugehören. Springer VS, Wiesbaden, 2013. 85-99.

Foroutan, N., Canan, C., Arnold, S., Schwarze, B., Beigang, S., & Kalkum, D. (2019). Deutschland postmigrantisch I. Humboldt-Universität zu Berlin.

Friedrichs, Jürgen (2006): Methoden empirischer Sozialforschung. Wiesbaden: VS-Verlag.

Gäbler Bernd (2018): AfD und Medien. Erfahrungen und Lehren für die Praxis. Otto Brenner Stiftung.

Gentile, Emilio (2006): Politics as Religion. Princton University Press.

George, Alexander L./ Bennett, Andrew (2004): Case Studies and Theory Development in the Social Sciences. MIT Press, S. 67-72.

Grabow, Karsten/ Florian Hartleb (Hg.) (2013): Exposing the Demagogues. Right Wing and National Populist Parties in Europe. FES/ CES.

Hartleb, Florian (2011): Nach ihrer Etablierung – Rechtspopulistische Parteien in Europa: Begriffe – Strategie – Wirkung, KAS.

Hague, Rod/ Harrop, Martin (2007): Comparative Government and Politics. An Introduction. Palgrave Macmillan.

Häusler Alexander (Hg.) (2008): Rechtspopulismus als „Bürgerbewegung“ – Kampagnen gegen Islam und Moscheebau und kommunale Gegenstrategien. Verlag für Sozialwissenschaften.

Hawkins, Kirk A. et al (2018): The Ideational Approach to Populism. Routledge.Heinisch, Reinhard C./ Holtz-Bacha, Christina/ Mazzoleni, Oscar (Hg.) (2017): Political Populism. A Handbook. Nomos.

Heit, Alexander/ Pfleiderer, Georg (Hg.) (2012): Religions-Politik II. Zur pluralistischen Religionskultur in Europa. Nomos, S. 127-242.

Herding, Maruta (Hg.) (2013): Radikaler Islam im Jugendalter. Erscheinungsformen, Ursachen und Kontexte. DJI e.V.

Hillebrand, Ernst (Hg.) (2015): Rechtspopulismus in Europa. Gefahr für die Demokratie? Verlag J.H.W. Dietz Nachf.

Holtz-Bacha, Christina (Hg.) (2016): Europawahlkampf 2014: Internationale Studien zur Rolle der Medien. Springer VS.

Kaltwasser, Cristóbal R. et al (Hg.) (2017): The Oxford Handbook of Populism. Oxford University Press.

Klevesath, Lino (2017): „Radikaler Islam“ als Teil der deutschen Gesellschaft? In: Demokratie-Dialog, 1-2017. FoDEx, S. 40-45.

Lazaridis, Gabriella et al (Hg.) (2016): The Rise of the Far Right in a Europe under crisis: Populist Shifts and ‚Othering’. Palgrave Macmillan.

Leifeld, Philip/ Haunss, Sebastian (2012) “Political discourse networks and the conflict over software patents in Europe”, in: European Journal of Political Research 51, S. 382-409.

Linz, Juan J. (1996): Problems of Democratic Transition and Consolidation: Southern Europe, South America and Post-communist Europe. John Hopkins University Press.

Lucht, Jens et al (2017): Politische Inszenierungen. Eine Inhalts- und Resonanzanalyse der Facebook-Seiten bundesdeutscher Parteien. FES.

Marzouki, Nadia/ McDonnell, Duncan/ Roy, Oliver (2016): Saving the People. How Populist hijack Religion. Hurst & Company.

Martin, David (2005): On secularization: Towards a revised General Theory, Ashgate.

Mehta, Pratap Bhanu (2008) “On the Possibility of Religious Pluralism”, in: Thomas Banchoff (Hg.): Religious Pluralism. Globalization, and World Politics. Oxford University Press, S. 41-65.

Meiering, David et al (2018): Brückennarrative-verbindende Elemente für die Radikalisierung von Gruppen. PRIF Report No. 7, Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung.

Meyer, Thomas (2006) „Populismus und Medien“, in: Frank Decker (Hg.): Populismus. Gefahr für die Demokratie oder nützliches Korrektiv? VS Verlag, S. 81-96.

Mudde, Cas (2017): On Extremism and Democracy in Europe, Routledge.

Ociepka, Beata (2005) „Populismus und Massenmedien. Anmerkungen zur Rolle der Medien“, in: Rudolf von Thadden/Anna Hofmann (Hg.): Populismus in Europa- Krise der Demokratie? Wallstein, S. 31-42.

Orth, Stefan/ Resing, Volker (Hg.) (2017): AfD, Pegida und Co. Angriff auf die Religion? Herder.

Ottaway, Marina (1997): Democracy in Africa: The Hard Road Ahead. Rienner Publishers.

Pauwels, Teun (2016): Populism in Western Europe: Comparing Belgium, Germany and The Netherlands. Routledge.

Priester, Karin (2012): Rechter und linker Populismus. Annäherung an ein Chamäleon. Campus.

Priester, Karin (2007): Populismus. Historische und aktuelle Erscheinungsformen. Campus.

Pytlas, Bartek (2015): Radical Right Parties in Central and Eastern Europe: Mainstream Party Competition and Electoral Fortune. Routledge.

Ramet, S. (Hg.) (2014): Religion and Politics in Post-Socialist Central and Southeastern Europe: Challenges since 1989. Palgrave.

Rowe, Paul S. (2012): Religion and Global Politics. Oxford University Press, S. 102-129.

Said, Edward (1979): Orientalismus. Fischer-Taschenbuchverlag,

Saramo, Samira (2017): The Meta-violence of Trumpism, in: European journal of American studies, 12-2 Summer, Special Issue: Popularizing Politics: The 2016 U.S. Presidential Election, S. 1-17.

Schedler, Andreas (2007) “Mapping Contingency”, in: Ian Shapiro/ Sonu Bedi (Hg.): Political Contingency. Studying the Unexpected, the Accidental, and the Unforeseen. New York University Press. S. 54-78.

da Silva, Filipe Carreira/ Monica Brito Vieira (2018): Populism and the Politics of Redemption, in: Thesis Eleven Vol. 149 (1), S. 10-30.

Sindermann, Cornelia et al (2020): Age, gender, personality, ideological attitudes and individual differences in a person's news spectrum: how many and who might be prone to “filter bubbles” and “echo chambers” online?, in: Heliyon 6, S. 1-10.Schellhöh, Jennifer et al (2018): Großerzählungen des Extremen: Neue Rechte, Populismus, Islamismus, War on Terror. Transcript.

Serrano, Juan Carlos et al. (2019): The Rise of Germany’s AfD: A Social Media Analysis. In Proceedings of International Conference on Social Media and Society, Toronto, ON, Canada, July 19–21, 2019.

Statista Research Department (2019): Stimmenanteile rechtspopulistischer Parteien in Europa, unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/941937/umfrage/stimmenanteile-rechtspopulistischer-parteien-in-europa.

Tordoff, William (1993): Government and Politics in Africa. Indiana University Press.

Torre, Carlos de la (Hg.) (2015): The Promise and Perils of Populism. Global Perspectives. University Press of Kentucky. Weiberg-Salzmann, Mirjam/ Hennig, Anja (Hg.) (2019): Illiberal Politics and Religion. Actors, Ideologies, and Identity Narratives in Europe and Beyond. Campus.

Uenal, Fatih et al. (2020). The Nature of Islamophobia: A Test of a Tripartite View in Five Countries, in: Personality and Social Psychology Bulletin, April.

Weiberg-Salzmann, Mirjam/ Willems, Ulrich (Hg.) (2019a): Biopolitics and Religion. Springer Int.

Weiberg-Salzmann, Mirjam/ Willems, Ulrich (2019b): Challenging the Political: Religious Actors and Religious Arguments in Liberal Democracies, in: Weiberg-Salzmann, Mirjam/ Willems, Ulrich (Hg.): Biopolitics and Religion. Springer Int, S. 3-29.

Weiberg-Salzmann, Mirjam/ Hennig, Anja (2020): Religion and Illiberal Politics in Europe and Beyond: Concepts, Actors, and Identity Narratives, Campus (forthcoming in summmer).

Wodak, Ruth/ KhosraviNik, Majid/ Mral, Brigitte (2013): Right-wing Populism in Europe. Politics and Discourse. Bloomsbury.

Zajak, Sabrina/ Henrichsen, Tim (2018) „Verantwortungszuschreibung in transnationalen Feldern. Eine Diskurs-Netzwerkanalyse“, in: Jan Fuhse/ Karoline Krenn (Hg.): Netzwerke in gesellschaftlichen Feldern. S. 145-170.

Zajak, Sabrina, and Sebastian Haunss, eds (2020). Social Stratification and Social Movements: Theoretical and Empirical Perspectives on an Ambivalent Relationship. Routledge.



[1] Anders Herding (2013), die den radikalen Islam mit radikalislamistisch geprägter Ideologien gleichsetzt. Diese enthalten ihrer Barstellung nach Inhalte wie einen Überlegenheitsanspruch des Islam gegenüber anderen Glaubensrichtungen und Überzeugungen, ein wörtliches Verständnis religiöser Texte, die Ablehnung von Pluralismus, Elemente Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit oder die Zurückweisung säkularer Rechts- und Staatsformen zugunsten religiöser Systeme. Dies kann sich in diversen nichtgewaltbereiten Formen auf der Einstellungs- und Handlungsebene, aber auch in Gewalttätigkeit und Terrorismus manifestieren.

[2] Möglicherweise hat diese Abwertung, Unrechtserfahrung und negative Markierung von Muslim*innen ihrerseits wieder Rückwirkungen auf die Entwicklung von eigenen (Gruppen-)Identitäten und potenzielle Radikalisierungsdynamiken (vgl. auch Meiering et al 2018). Diese Folgen könnne im Projekt aber nur als Sideeffekt aufgenommen werden und wäre für eine aiusführliche Analyse die Fragestellung einer umfanreicheren Anschlussstudie.

Projektskizze Rami   (510.1 kB)