Forschungsprojekt

Interregionale Integration und dessen Zivilgesellschaften: Transnationale Mobilisierung und Partizipation am Beispiel der Asien-Europa Meetings

 

keine Drittmittelförderung, Lehrforschungsprojekt

Die zunehmende ökonomische Annährung zwischen Asien und Europa ist nicht nur seit der Wirtschaftskrise in Europa ein Thema von großer politischer, gesellschaftlicher und ökonomischer Relevanz. Im Zentrum des Prozesses interregionalen Integration - also der politischen, ökonomischen und sozialen Annährung der Weltregionen stehen die Asien-Europa Treffen (kurz ASEM). ASEM ist eine weiche Form von internationaler Governance mit verschiedenen Koordinierungsmechanismen, die vorwiegend auf Austausch und Dialog basieren. Ziel ist es vor allem, die ökonomische Annährung zwischen den Regionen voranzutreiben. Bisher dominiert eine staats- und wirtschaftselitenzentrierte Perspektive die Forschung zu interregionaler Politik. Die Rolle zivilgesellschaftlicher Netzwerke und deren politische Teilhabe wird bisher nur von wenigen Einzelfallstudien aufgegriffen.

Bisher wissen wir kaum etwas darüber, was für „Zivilgesellschaften“ sich an ASEM beteiligen, wie die transnationale Koordination und Netzwerkbildung zwischen europäischen und asiatischen Zivilgesellschaften verläuft und welche Vorstellungen von interregionaler Integration sie haben. Dabei ist „transnationale Zivilgesellschaft“ in Kontext von ASEM keine homogene Einheit; eine Vielzahl von Organisationen partizipieren in recht unterschiedlicher Weise - in dem selbstorganisierten Bürgerforum des Asia-Europe People’s Forum, dem Gewerkschaftsforum, oder dem von der Asia-Europe Foundation Treffen oder den Business Forum. Bisher wissen wir jedoch kaum etwas darüber, welche Organisationen an welchen Treffen teilnehmen, wie ihr Verhältnis zur Bevölkerung in den jeweiligen Herkunftsländern organisiert ist und inwiefern sie miteinander vernetzt sind. Darüber hinaus wird das jeweilige Handeln der einzelnen Gruppierungen nicht nur von ihrer Herkunft und den Netzwerken, in denen sie eingebettet sind, geprägt, sondern auch durch die Interaktion und gegenseitige Kritik zwischen den einzelnen Akteursgruppen (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Asia-Europe Meetings (ASEM) und dessen Zivilgesellschaften


 
Die Durchführung von qualitativen Interviews, Webseitenanalysen und einer quantitativen Befragung der Teilnehmenden auf den verschiedenen Treffen soll dazu beitragen diese Lücke zu schließen.


Damit ist das Projekt in zweierlei Hinsicht relevant für die wachsende Forschung, die sich mit internationaler Politik und deren Verhältnis zu sozialen Bewegungen, transnationalen Advokatennetzwerken und  den Bürgerinnen und Bürgern beschäftigt. Erstens, indem es die „Blackbox“ transnationale Zivilgesellschaft öffnet und das Interaktionsverhalten von „Insidern“ und „Outsidern“ mit berücksichtig. Zweitens, wird des Öfteren betont, dass die sogenannte transnationale oder globale Zivilgesellschaft überwiegend von Organisationen aus Europa und den USA dominiert wird und damit globale hegenominale Machtstrukturen und soziale Ungleichheiten zwischen Staaten auf zivilgesellschaftlicher Ebene reproduziert werden. Das Beispiel ASEM bietet eine gute Gelegenheit, die teilnehmenden Organisationen aus Asien und ihr Verhältnis zu den europäischen Organisationen näher zu betrachten.

Konkret gliedert sich das Lehrforschungsprojekt in fünf Teilaspekte auf:

1. Wessen Zivilgesellschaft?

Wie sind die am People‘s Forum teilnehmenden Organisationen mit der Bevölkerung in den jeweiligen Ländern verbunden? Wen „repräsentieren“ sie? Inwiefern sind sie in transnationale Netzwerke eingebettet und wie transnationalisiert ist ihre Arbeit?

Methode: Webseitenanalyse der teilnehmenden Organisationen; qualitative Interviews

2. Die Konstitution transnationaler Zivilgesellschaften im Vergleich:

Wer nimmt an dem Asia Europe People’s Forum, wer an der Asia-Europe Foundation Meeting teil (sozioökonomische Hintergründe, politische Einstellungen)?

Methode: Quantitativer Fragebogen

3. Zivilgesellschaft alternativlos?

Welche Vorstellungen von interregionaler Integration und Demokratisierung werden auf den Foren diskutiert?

Methode: teilnehmende Beobachtung, Organisierung einer Diskussionsrunde; Frameanalyse

4. Varianten der Zivilgesellschaft in Interaktion:

Wie verhalten sich die verschiedenen Zivilgesellschaften zueinander, nehmen sich wahr und interagieren miteinander?

Methode: qualitative Interviews

5. Transnationale Öffentlichkeiten:

Wie wird über ASEM/AEPF berichtet?   

Methode: Inhaltsanalyse der Medienberichterstattung

Durchgeführt wird die Studie im Rahmen des Lehrforschungsprojekts „politische Soziologie transnational“ an der Ruhr Universität (weitere Informationen dazu finden Sie hier.

 

Bei Fragen und Interesse an dem Projekt oder möglichen Kooperationen kontaktieren Sie bitte Sabrina Zajak.