Repräsentationen der Arbeit im Museum

Angesichts des globalen ökonomischen Strukturwandels und der damit einhergehenden Veränderungen von Arbeits- und Lebensverhältnissen gewinnt die Auseinandersetzung mit der Arbeitswelt in den letzten Jahren nicht nur in öffentlichen Debatten und in der wissenschaftlichen Forschung, sondern auch im Bereich der Kulturproduktion wieder stärker an Bedeutung. Dies zeigt sich auch in Museen, die das Thema Arbeit weltweit vermehrt aufgreifen und zum expliziten Gegenstand von Ausstellungen machen.
Insbesondere kulturhistorische Museen in ehemaligen industriellen Ballungsräumen sind heute publikumswirksame Akteure im gesellschaftlichen Diskurs um eine Neubestimmung von Arbeit, indem sie mit Blick auf die Industrialisierung und den Strukturwandel die Entstehungsbedingungen der Gegenwart vermitteln. Indem sie ihre Geschichte(n) zudem bis in die Gegenwart hinein erzählen, entwerfen sie auch direkt – und nicht nur vermittelt über die Geschichte – ein Bild aktueller Arbeit. Dabei zeigen sich Schwierigkeiten im Hinblick auf die (Re-)Produktion überkommener Vorstellungen von Arbeit. Denn Museen sind heute mit einer gesellschaftlichen Repräsentationskrise der Arbeit konfrontiert, die ich mit Michael Denning als „imaginative crisis“ – als Imaginationskrise der Arbeit – verstehe. Diese Imaginationskrise drückt sich darin aus, dass das lange hegemoniale Bild der Arbeit als männliche weiße Industriearbeit im Normalarbeitsverhältnis angesichts der sich verändernden Arbeitswelten und eines erweiterten Arbeitsbegriffs verblasst. Arbeit scheint zu „verschwinden“ und zurück bleibt eine Leerstelle, wie „Arbeit“ gegenwärtig adäquat zu bestimmen ist. Gerade Museen weisen jedoch durch ihre szenografischen, im Raum inszenierten Mittel auch ein spezifisches Potenzial auf, das Unsichtbare und Nicht-Thematisierte der Arbeit wieder sichtbar und erfahrbar zu machen.

Wie kulturhistorische Museen in altindustriellen Regionen in Großbritannien, Deutschland und den USA in ihren Dauerausstellungen historische Arbeitswelten darstellen, welche Vorstellungen gegenwärtiger Arbeit sie produzieren und wie sie ihre Präsentationen gestalten, wird im Rahmen des Dissertationsprojekts in Form von Fallanalysen untersucht. Dadurch soll ein Beitrag zur Diskussion über gesellschaftlich wirkmächtige Bilder der Arbeit aus einer transnationalen Perspektive geleistet werden.
Die These, der ich dabei nachgehe, ist, dass es Museen im Zuge der Imaginationskrise der Arbeit derzeit nicht gelingt, Bilder der Arbeit jenseits standardisierter Industriearbeit zu entwerfen. Dadurch werden sie der Vielgestaltigkeit des Arbeitens nicht gerecht und zeichnen ein Verständnis der gegenwärtigen Gesellschaft, in dem die zentrale Rolle, die Arbeit für die Vergesellschaftung spielt, weitgehend ausgeblendet wird.

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Sabine Kritter